Bei der Freiburger Solarfirma Ageff entscheidet ein Lenkungskreis statt eines einzelnen Chefs

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Kann ein Unternehmen gemeinsam von den Mitarbeitern statt von einer Einzelperson geführt werden? Die Solarfirma Ageff geht diesen Weg. Eine Geschichte über herbe Rückschläge und große Visionen.

Wer übernimmt das eigene Unternehmen, wenn man selbst in Rente geht? Häufig machen das die eigenen Kinder oder Schwiegerkinder, manchmal auch ein Mitarbeiter. Auch Markus Franz hat sich diese Frage vor ein paar Jahren gestellt. Der 52-Jährige hat keine Kinder, aber den Wunsch, dass die Kunden seiner Photovoltaik-Firma Ageff auch in vielen Jahren noch einen Ansprechpartner haben. Und er hat sich für einen anderen Weg entschieden. Ein Weg, bei dem die Verantwortung für das Unternehmen nicht nur bei einer Person liegt.

Momentan liegt sie bei Ageff – einer Firma mit 33 Mitarbeitenden – auf den Schultern von sieben Menschen. Die sind Teil des sogenannten Lenkungskreises, der Entscheidungen gemeinsam trifft. Markus Franz ist einer der sieben, auch wenn er offiziell nach wie vor Geschäftsführer der Firma ist. Dazu kommen drei Teamleiterinnen und -leiter, zwei Bereichsleiterinnen und seit Kurzem ein Vertrauensmann, der von den Monteuren gewählt wird. Dieser sei die schlanke Antwort auf einen Betriebsrat, sagt Thomas Schenk, Teamleiter für Dachmontagen und einer der sieben.

Der Lenkungskreis trifft sich zwei Mal im Monat. Dabei soll nicht nur der Geschäftsführer beraten werden, sondern es sollen konkrete Entscheidungen im Team getroffen werden. So wurde bisher beispielsweise ein Haustarif eingeführt und die Gewinnbeteiligung der Mitarbeitenden geregelt. Bisher wurden alle Entscheidungen einstimmig getroffen. Das allerdings mehr aus Zufall und nicht, weil man sich auf ein Einstimmigkeitsprinzip geeinigt habe. Wie man es handhaben möchte, wenn die Meinungen mal auseinanderliegen? "Das wissen wir noch nicht", sagt Franz. Bisher sei es nicht notwendig gewesen.

Die Reise hin zu einem Unternehmen, das von mehreren geführt wird, begann 2020. Franz stieß auf die Idee des "cheflosen Unternehmens" und sie gefiel ihm. Nicht nur, weil so die Betriebsübernahme geregelt werden könnte, sondern auch, weil er seine Mitarbeitenden gerne bei Entscheidungen mit ins Boot holt. "Ich möchte auf Augenhöhe arbeiten", sagt Franz, seine Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen am Arbeitsplatz. Und noch einen Grund führt Franz an: Wenn die Verantwortung auf mehreren Schultern liege, reduziere das auch seine eigene psychische Belastung.

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